3sat Wissenschaft, 2020 - 45 Min.
Ein Film von Patrick Zeilhofer und Volker Wasmuth

Mehr als 100 000 Medikamente gibt es in Deutschland, knapp die Hälfte davon ist verschreibungspflichtig. Die Vielfalt lässt vermuten, dass Beschwerden individuell behandelt werden. Stimmt das?

Alter, Gewicht, Geschlecht und sogar der Zeitpunkt der Einnahme eines Mittels können Einfluss auf die Wirksamkeit haben. Das wird bislang nur wenig berücksichtigt. Die Medizin versucht, für immer kleinere Patientengruppen eine passgenaue Therapie zu finden. 

UNTERSCHIEDLICHE HERANGEHENSWEISE

In der Onkologie identifizieren Ärzte bereits die Mutationsform eines Tumors und bekämpfen ihn zielgenau. Sie sammeln Patientendaten in riesigen Datenbanken und kommen durch Querverbindungen zu neuen Therapien. Und es gelingt immer besser, seltene Erkrankungen einzelner Patienten mithilfe von millionenteuren Spezialpräparaten zu behandeln. "Personalisierte oder individualisierte Medizin" steht für einen wachsenden Trend in der Medizin.

Andererseits wird noch viel zu häufig nach "Schema F" behandelt. Frauen brauchen beispielsweise meist eine andere Dosierung von Medikamenten als Männer. Prof. Oliver Werz von der Universität Jena ist einer von wenigen deutschen Forschern, die Geschlechterunterschiede berücksichtigen. "Männer und Frauen sind unterschiedlich krank", sagt er. "Wir wissen beispielsweise, dass die Symptome eines Herzinfarktes bei Männern und Frauen sehr unterschiedlich sein können." Doch diese Erkenntnis ist noch nicht weit verbreitet. 

Im Fotostudio haben wir Spritzen und Flüssigkeiten richtig in Szene gesetzt.    

Quelle: Drehmaterial
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Prof. Jens Meiler (li.) entwickelt mit seinem Team computergestützt Medikamente.  

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Ins "Zentrum für Frauenherzen" in Würselen zu Prof. Michael Becker kommen vor allem Frauen mit unspezifischen Symptomen.  

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MÄNNER UND FRAUEN SIND NICHT GLEICH

Viele Wirkstoffe, die auf dem Markt sind, wurden ausschließlich an jungen Männern getestet. Diese gelten in den teuren Arzneimittelstudien als die zuverlässigeren Probanden, denn sie können nicht schwanger werden und ausfallen. Folglich ist die Dosierung vieler Medikamente für Männer bestimmt - und für Frauen zu hoch.

Denn Frauen haben weniger Muskelmasse, ein geringeres Gewicht, einen anderen Wasser- und Körperfettanteil. "Wir sind in der modernen Medizin an einem Punkt angelangt, wo es nicht mehr langt, jeden Patienten gleich zu behandeln. Wir müssen individualisiert auf den Einzelnen eingehen", sagt Prof. Michael Becker vom Zentrum für Frauenherzen in Würselen bei Aachen.

Ist Personalisierte Medizin auch in der Diabetologie die Zukunft? Das weiß Prof. Michael Nauck vom Uniklinikum Bochum. 

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Kunstbilder für das Intro: Hier ist Kreativität gefragt.  

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Prof. Oliver Werz und sein Team arbeiten daran, dass Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Zellen bei der Medikamentenentwicklung berücksichtigt werden. 

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