ORGANE AUS DER PETRISCHALE

KREBSFORSCHUNG AM MINIHIRN

nano - 3sat, 2019 - 6:00 Min.
Ein Film von Volker Wasmuth
und Lena Becker  

Das menschliche Gehirn ist auch heute noch ein Mysterium. Bisher war es schier unmöglich, Krankheiten wie Epilepsie, Autismus, Schizophrenie oder tödlichen Gehirntumoren gründlich auf die Spur zu kommen. Nicht nur die genaue Diagnose gestaltete sich schwierig, sondern auch die Therapiewahl. Bis jetzt: winzige Gehirne, gezüchtet in Petrischalen, sollen Licht ins Dunkel unseres Gehirns bringen.

Seit wenigen Jahren können Forscher kleine Menschliche Organe aus Stammzellen züchten, sogenannte Organoide. Das Minihirn wächst im Labor soweit heran, wie bis zum Ende des dritten Monats einer Schwangerschaft. Stammzellforscher Jürgen Knoblich und seinen Kollegen vom Institut für molekular Biotechnologie in Wien ist es jetzt gelungen, innerhalb eines solchen Laborhirns ein Glioblastom heranwachsen zu lassen.

Glioblastome sind gefährliche Hirntumore, die zum jetzigen Stand der Wissenschaft nicht heilbar sind. Die Forscher in Wien können am Organoid minutiös nachverfolgen, wie der Tumor wächst und die Wirkung neuer Medikamente an ihm testen. Ein Durchbruch in der Krebsforschung.

Aber auch in anderen Bereichen der Hirnforschung ist das Organoid der Schlüssel. Für die Entwicklung von Medikamenten für neurologische oder psychiatrische Erkrankungen bricht mit der Organoidforschung ein neues Zeitalter an. "Mit unserer Methode kann man die Medikamente nun an menschlichem Gewebe testen. Das wird die Tierversuche nicht ersetzen, aber die Übertragung auf den Menschen um einiges erleichtern", betont Knoblich.