nano - 3sat, 2019 - 6:00 Min.
Ein Film von Volker Wasmuth
und Lena Becker  

Dass der Elektromotor das Auto der Zukunft antreiben wird, ist unstrittig. Die Frage ist nur, woher der Motor seine Energie beziehen wird – aus einem Akku oder aus einer Brennstoffzelle, in der Wasserstoff genutzt wird? Viele halten den Wasserstoffantrieb für die bessere Lösung, wenn es um die Zukunft der Mobilität geht. Auch der Zughersteller Alstom. Der Corida iLint fährt Emissionsfrei 100 Kilometern von Bremervörde nach Buxtehude – mit Energie aus der Wasserstoffbrennzelle. Das spart rund 8000 kg Co2 Emissionen pro Jahr.

Bremervörde, im Norden Deutschlands. Es ist 06:00 Uhr früh, Schichtbeginn. Bevor sich der neue „Coradia iLint“ aber auf den 100 Kilometer langen Weg nach Buxtehude machen kann, braucht der Zug erst einmal Treibstoff.

Doch Diesel oder Benzin gibt es an dieser Tankstelle nicht. Der Zug wird mit Wasserstoff angetrieben. Der „iLint“ hat auf dem Dach einen Wasserstofftank und die Brennstoffzelle. Die wandelt den Wasserstoff in elektrische Energie um.

Und so funktioniert die Wasserstoffbrennzelle: Die Brennstoffzelle besteht aus Elektroden, die durch Membranen getrennt sind. Die Membranen sind aber nur für die Kerne der Wasserstoffatome durchlässig, die Elektronen müssen sich deshalb von den Wasserstoffatomen lösen und sammeln sich schließlich an den Elektroden der Brennstoffzellen, von wo sie dann als elektrischer Strom an den benötigten Ort transportiert werden. Mit dem gewonnen Strom wird der Elektromotor versorgt. Alles, was nicht benötigt wird, sammelt sich in einer Ionen-Batterie.

Den benötigten Wasserstoff bezieht Hersteller „Alstom“ aus Chemieanlagen, in denen Wasserstoff als Abfallprodukt anfällt. Bislang wird der so entstehende Wasserstoff einfach verbrannt.

Ruhig und gleichmässig rollt der Zug über die Schienen. Die Anwohner wird’s freuen: Der Wasserstoffantrieb ist deutlich leiser als ein Dieseltriebwagen. Höchstgeschwindigkeit: 140 Stundenkilometer.

Das Schienennetz in Deutschland hat eine Strecke von rund 38.000 Kilometern. Gerade mal 60 Prozent des Netzes sind mit elektrischen Oberleitungen ausgestattet, aber nur knapp die Hälfte der Züge sind auch E-Loks. Die restlichen Züge fahren noch mit Treibstoff. Der Plan: Auf lange Sicht soll der Wasserstoffzug die Dieselloks auf Deutschlands Schienen ersetzen.

Mittelfristig soll der Wasserstoff aus eigenen Quellen kommen. Alstom überlegt, Elektrolyseanlagen zu bauen, um die Bahnen überall in Deutschland betanken zu können. Dann wäre das Hauptproblem der Autobauer gelöst - die fehlende Infrastruktur für die Energieversorgung.